Puls 4, Cafe Puls am 12.04.2013, 4 x 4 Minuten

Zu eurer Information meine Statements zu den beabsichtigt gewesenen Fragen des TV-Interviews aufgrund meiner Lebenseinstellung und Laufphilosophie. Unseren Club konnte ich in zwei Szenen betonen, der Homepage-Name wurde eingeblendet, unseren hervorragenden Statistiker konnte ich hervorheben. Ich hätte noch einmal 4 Minuten gebraucht, um vorbereitete Fotos mit unserem Obmann, mit unserem Kassier sowie vor und nach einem Marathon – als Quiz welches ist welches – unterzubringen.

Frage: Fast 41.000 Läufer sind diesen Sonntag im Einsatz – beim 30. Vienna City Marathon. Einer der Teilnehmer ist heute bei uns im Studio, Gerhard Wally – er ist aber nicht irgendein Teilnehmer, sondern läuft am Sonntag seinen sage und schreibe 496. Marathon! Wie sind Sie zum Laufen gekommen?

GW: Ich bin schon als Jugendlicher für meine Fitness gelaufen. Dass daraus Marathonläufe geworden sind, war nicht vorhersehbar. Beim 1. Marathon in Wien 1984 war ich Zuseher im Ziel, im Rahmen des 2. Wiener Marathons 1985 lief ich den 15km-Frühlingslauf. 1986 bin ich meinen 1. Marathon gelaufen, war im Ziel nach 3.50.59 ganz euphorisch und wollte dieses wunderschöne Erlebnis, es geschafft zu haben, wieder erfahren. Nach 5x Wien-Marathon in fünf Jahren kam der Wunsch es auch woanders zu probieren. So wurden es zwei Marathons pro Jahr, dann drei, vier. Nach zehn Jahren hatte ich 27 Marathons gefinisht, in den darauffolgenden fünf Jahren wurden es 60 Marathons mit wunderschönen Marathonreisen.

Frage: Bei knapp 500 Läufen sind sie schon angetreten, da kommt man bestimmt auch ordentlich herum in der Welt – was waren denn die “exotischsten” Orte, an denen Sie die rund 42 km geknackt haben?

GW: 10 Marathons waren in den USA, die überwiegende Anzahl lief ich in Italien (164), Deutschland (149) und Österreich (138). Die 8 Marathons in Paris waren genauso schön wie die 10 in Amsterdam.

Frage: Es gibt ja die zehn verrücktesten Marathons der Welt – z.B. in Frankreich den Medoc-Marathon, wo auf der Strecke statt Isostar nur Wein an die Läufer gegeben wird, den Marathon über die chinesische Mauer oder einen Marathon durch ein Gefängnis (24 Runden) – kennen Sie die, sind Sie die gelaufen, was war für Sie der Coolste?

GW: Diese Orte waren nicht meine Marathonziele. Ich sehe mich nicht als Extremläufer, sondern als Freizeitläufer, der bei Straßen-, Berg- oder Naturläufen ohne Alkohol die Distanz von 42,195km läuft.

Der Coolste? Von allen meinen Marathons blieben schöne Erinnerungen zurück. Die netten Damenbegleitungen, die Bestzeitmarathons, die lustigen Gruppenreisen oder die 19 Marathons an 19 aufeinanderfolgenden Wochenenden. Cool im Sinn von kalt war der Marathon am 05.02.2012 in Bad Füssing in Bayern nahe der oberösterreichischen Grenze bei minus 19 oC.

Frage: Die wenigsten hören nach dem ersten Marathonlauf auf, sondern werden regelrecht süchtig danach. Sie haben ja auch den “100 Marathon Club Austria” mitgegründet – was macht die Faszination dieses Rennens aus? Wann sind Sie süchtig geworden?

GW: Für mich ist Laufen, ob etwa eine Stunde oder eben 42,195km, ein Ausgleich zu den Notwendigkeiten des täglichen Lebens. EIN MUSS IST ES NICHT. ICH WILL ES und es macht mir Freude. Warum soll ich schöne Dinge nicht wieder tun? Ob, wie oft und wie schnell ich laufe ist abhängig von meiner Tagesverfassung, dem Wetter, der Strecke, der Laufvorbereitung, vom Stress in der vergangenen Woche, ausreichendem Schlaf, entsprechender Ernährung.

Der 100 Marathon Club Austria will Läuferinnen und Läufer ansprechen, die schon 100 Marathons gelaufen sind oder die Absicht haben diese zu erreichen. Wie der Club-Name sagt, steht der Marathon im Mittelpunkt. Ich finde es toll, wenn wir darüber Erfahrungen austauschen, weitergeben und uns MITEINANDER über gefinishte Marathons freuen können. Und wir können dank unseres hervorragenden Statistikers auf der Club-Homepage www.100marathonclub.at unsere Marathons übersichtlich führen.

Frage: Dieses Wochenende Nr. 496 – haben Sie für Nummer 500 schon etwas Besonderes geplant? Und wie lange wollen Sie überhaupt noch weiter machen?

GW: Natürlich habe ich den Marathonkalender schon gesichtet und vorgedacht. Aber jeder Marathon muss erst gelaufen und gefinisht werden. Veranstalter-Absagen kann ich ebenfalls nicht ausschließen. Jetzt freue ich mich auf meinen 28. Marathon in Wien, danach in Linz auf meinen 497. Marathon. Ich laufe nach wie vor um meine Fitness zu erhalten und Fitness hat kein Ablaufdatum. Ich will gesund sein und bleiben. Dafür muss ich etwas tun. Und das solange wie möglich. Mit Hirn, Herz und Humor!

Frage: Wollen Sie damit auch ins Buch der Rekorde? In der Szene ist ja Steve Edwards bekannt, der den Weltrekord mit 500 Marathons unter 3.30 hält. Oder Stefan Engeles, der 2011 täglich einen Marathon gelaufen ist, also 365 Marathons in einem Jahr. Es gibt Menschen die im Leben schon 1800 Marathons gelaufen sind…

GW: Ich treffe immer wieder Läuferinnen und Läufer, die mehr und schneller laufen als ich. Ich glaube zu wissen, was ich meinem Körper zumuten kann und was nicht. Ich bin kein Profi, habe nicht die Zeit um Rekorde anderer zu übertrumpfen und will mich von anderen nicht dazu verleiten lassen, meine körperlichen Grenzen zu überschreiten. Ich laufe in meiner Freizeit und die soll Tankstelle sein, um für den Alltag ausreichend Kraft und Energie zu haben. Ich laufe für mich und nicht gegen wen oder was. Mich freuen meine 252 Marathons unter 3.30 genauso wie meine 41 Marathons im vorigen Jahr.

Frage: Welche Tipps haben Sie für AnfängerInnen? Was soll man tun, wenn Probleme während eines Marathons auftreten?

GW: Wichtig finde ich, mindestens ein halbes Jahr regelmäßig und ohne Probleme zu laufen. Es ergibt sich in der Regel von selbst, länger und schneller zu laufen. Je besser man vorbereitet ist, desto leichter fällt ein Marathon. Einmal las ich den Satz „Wer sich nicht quälen kann, hat beim Marathon nichts verloren.“ Eine Qual soll ein Marathon für mich nicht sein. Viel schöner ist es, sich realistische sportliche Ziele zu setzen und diese nach einer vernünftigen Vorbereitung mit einem Lächeln beim Überqueren der Ziellinie zu erreichen.

Bei körperlichen Problemen während eines Marathons Tempo rausnehmen, trinken, in sich hineinhören und entscheiden, ob es vertretbar ist, weiterzulaufen. Es ist nicht negativ, einen Marathon vorzeitig zu beenden. Marathons gibt es fast jede Woche, die Gesundheit geht aber immer bevor!

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